Ist hochdosiertes Vitamin C ein Mittel gegen Krebs?
Für einen gesunden Körper ist Ascorbinsäure essentiell.
Aber: Hat das Vitamin einen vorbeugenden oder sogar heilenden Einfluss auf Krankheiten?
Seit einiger Zeit hält sich die unbestätigte Überzeugung, Vitamin C könne gegen Krebs eingesetzt werden.
Vor allem in den USA wurde hochkonzentriertes, intravenöses Vitamin C bereits von verschiedenen Anbietern angepriesen.
Die einzigen zugelassenen Behandlungsmethoden für Tumorerkrankungen sind: Operation, Chemo- und Bestrahlungstherapie. Die Anbieter des Vitamin C-„Heilmittels“ bringen Patienten in Gefahr, in dem sie versprechen, was sie eventuell nicht halten können. Es gibt nicht ausreichend klinische Daten, um die Behandlung mit hohen Mengen des Vitamins zu bestätigen.
Dennoch ist es interessant, die Gedanken hinter der Behauptung wissenschaftlich zu beleuchten.
Denn obwohl es nicht zur Behandlung verwendet werden sollte, ist Vitamin C trotzdem gesundheitsfördernd.
Wo zieht man also die Grenze und was wurde tatsächlich untersucht?
Hintergrund der Behandlung durch Vitamin C
Den präventiven Effekt des Vitamin Cs auf chronische Krankheiten lässt sich auf seine Antioxidationsfähigkeit und die Unterstützung eines gesunden Immunsystems zurückführen.
Es wird außerdem vermutet, dass Vitamin C in sehr hohen Konzentrationen einen antiproliferativen Effekt auf Krebszellen zeigen kann4. Das bedeutet, dass Vitamin C die Teilungsfähigkeit der Tumorzellen beeinflusst.
Weiterhin wurde beobachtet, dass eine sehr hohe Dosis Vitamin C Krebszellen sensitiver gegenüber bestimmter Zytostatika machen kann5. Beides also Punkte, die die Zellteilung von Krebszellen betrifft und ein Wachstum verlangsamen könnte.
Chemotherapien weisen massive Nebenwirkungen auf, die den Patienten schwächen, da sie auf schnell teilende Zellen ausgelegt sind, zu denen neben Krebszellen auch Zellen des Immunsystems zählen, die durch die Therapie ebenfalls zerstört werden.
Um die Nebeneffekte der Chemotherapie einzudämmen wurde Vitamin C als komplementäres Therapeutikum getestet und konnte in Tierversuchen die Toxizität einiger Chemotherapeutika reduzieren, vor allem aber das Immunsystem unterstützen6,7.
Chemotherapie und Vitamin C-Mangel
Generell gilt, dass Tumorpatienten durch ihren veränderten Stoffwechsel leicht einen Vitamin C-Mangel bekommen8. Die geringe Serumkonzentration des Vitamins bei Krebspatienten, trotz einer Einhaltung der empfohlenen Tagesdosis, könnte vor allem durch den erhöhten Bedarf verursacht werden.
Während einer Krebserkrankung und der daraus folgenden Behandlung kommt es zu einem massiv erhöhten Verbrauch des Antioxidans zur Entgiftung reaktiver Sauerstoffradikale, welche während der Operation, Chemo und Bestrahlung vermehrt gebildet werden.
Oxidativer Stress und Wundheilung verbrauchen so sehr viel Vitamin C, um den Körper trotz der hohen Belastung im Gleichgewicht zu halten9.
Warum die FDA intravenöses Vitamin C in Amerika verbannte
Die FDA ist die Lebensmittel- und Arzneimittelüberwachungsbehörde der USA unter ihrem Gesundheitsministerium. Diese Behörde schickte Ende 2010 eine Mahnung an die kalifornische Firma McGuff, welche zu diesem Zeitpunkt intravenöse Vitamin C-Präparate herstellte und verlangte das Einstellen der Produktion. Zunächst gab es massive Aufschreie.
Was ist also passiert?
Die FDA prüft, ob Medikamente ohne Zulassung ihrerseits vertreiben werden. Eine Prüfung umfasst, die Untersuchung auf Sicherheit und Wirksamkeit.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Vitamin C-Präparaten, die gekauft und verwendet werden, um Mängel auszugleichen oder die Gesundheit in anstrengenden Situationen zu unterstützen, ist die intravenöse Variante hier ein Medikament gewesen. Sie sollte heilen. Dies ist aber nicht bestätigt.
Das Urteil: die Präparate, welche sehr hoch konzentriert ins Blut gelangen, dienten nicht bloß einer diffusen Gesundheitsvorsorge, sondern „galten einer Behandlung einer Krankheit, welche weder selbstdiagnostiziert noch ohne einen Therapeuten behandelt werden sollten“12.
Die FDA schließt hier die Wirksamkeit nicht auf ewig aus. Sie schützt lediglich die Patienten vor einer nicht bestätigten Behandlungsmethode, die unwirksam sein mag oder sogar zusätzliche Gefahren mit sich bringen könnte.